Nach anderthalb Wochen Verspätung jetzt endlich der Bericht zum großen Ausflug an die Great Ocean Road. Die Great Ocean Road ist eine Straße, die nach dem ersten Weltkrieg gebaut wurde und sich hauptsächlich zwischen den Städten Torquay und Warrnambool an der Südküste von Australien entlang schlängelt. Teilweise fährt man direkt am Ozean entlang, teilweise geht's weiter in die Nationalparks des Hinterlandes hinein. Unsere Reiseroute könnt ihr gleich mal auf dieser Karte anschauen:
Nach einer stark verkürzten Arbeitswoche im Labor ging es am Mittwochnachmittag (18. Nov) mit dem Flugzeug nach Melbourne. Dank des schönen Wetters und des Fensterplatzes konnte ich zum ersten Mal Sydney von oben sehen. Wow! Es ging so nahe an meinem Zuhause vorbei, dass ich sogar fast mein Haus hätte entdecken können, wenn das Flugzeug langsamer geflogen wäre. Aber zumindest meinen Häuserblock und meine Uni konnte ich erkennen.
Am nächsten Morgen hat sich unsere kleine Reisegruppe aus 4 Biologen und 1 Fahrzeugtechniker (von links nach rechts: Katha, ich, Jonathan, Lisa, Robert) bei der Autovermietung in Melbourne City getroffen. Nachdem wir unser Auto erst anderthalb Stunden nach vereinbartem Zeitpunkt erhalten haben - so eine Verspätung sollte sich mal jemand in Deutschland erlauben! - alles Gepäck im Kofferraum verstaut hatten und ausgeknobelt hatten, wer fährt (zuerst ich, dann Robert) ging es endlich los!
Die erste Hürde auf der Reise begegnet mir schon vor der Ausfahrt aus der Garage der Autovermietung. Anschnallen. Instinktiv bewegt sich die linke Hand über die linke Schulter und tastet nach dem Gurt. Sie greift ins Leere. Mist. Ich sitze ja jetzt als Fahrer auf der rechten Seite. Also wechseln - rechte Hand findet den Gurt über der rechten Schulter. Das gleiche Spiel mit der Handbremse. Die ist jetzt plötzlich links von mir. Hier muss ich gleich noch erwähnen, dass unser Auto (Ford Focus) glücklicherweise ein Automatikgetriebe hatte. Mit der linken Hand zu schalten wäre sicher kompliziert geworden :)
Nächste Hürde dann bei der Ausfahrt aus der Garage. Ich weiß, dass ich nach rechts abbiegen muss. So weit, so gut. Ich weiß, dass die Autos hier auf der linken Straßenseite fahren, also schaue ich zehnmal nach links und nach rechts bis ich mir ganz sicher bin, dass garantiert kein fahrendes Auto in der Nähe ist. So weit, so gut. Langsam beginne ich zu fahren und bin mir sicher alles richtig zu machen. Das Gefühl hält genau so lange an, bis jemand vom Rücksitz aus meint: Du musst auf die linke Straßenseite fahren! Oh nein... jetzt hatte ich mir das so genau überlegt mit dem Linksverkehr und bin doch falsch gefahren :) Ist ja aber nichts passiert, weil kein Auto in der Nähe war.
Nach ein paar Kilometern gewöhnt man sich dann aber doch dran, dass man auf der falschen Seite fahren muss, auch wenn man an jeder Ampel ganz bewusst überlegt wo es jetzt lang geht und sich am besten immer an anderen Autos orientiert. Während man zuhause in Deutschland wohl auch ziemlich empört wäre, wenn einem ständig der Beifahrer sagt wo es lang geht und was man machen soll, so war man hier doch sehr froh über ein weiteres Augenpaar, das den seltsamen Linksverkehr mit beobachtet. Und: Nicht nur ich als Frau (wie böse Zungen behaupten könnten) hatte anfängliche Schwierigkeiten bei der Orientierung - nein, auch unserem männlichen Fahrer Robert ging das so.
Vermutlich aufgrund der vielen Touristen, die die Great Ocean Road mit dem eigenen Auto entlang fahren, steht übrigens an der Great Ocean Road in regelmäßigen Abständen ein Schild, dass einen daran erinnert auf der linken Straßenseite zu fahren.
Erster Stop nach Melbourne war dann in Torquay - der Surfmetropole im Bundesstaat Victoria. Bislang konnte ich mich ja noch nicht für's Surfen begeistern - genau genommen hab ich's (leider) noch gar nicht probiert - aber dafür kann ich mich jederzeit für Shopping begeistern. Und Shoppen, das kann man in Torquay wirklich gut. In Outlet-Stores gibt es die großen Surfmarken Ripcurl, Roxy/Quicksilver und Billabong zu günstigen Preisen. Nach langem Stöbern und unendlich vielen Anproben, war meine einzige Ausbeute allerdings ein paar FlipFlops. Nicht so viel, aber immer war alles entweder zu bunt oder zu einfarbig, zu groß oder zu klein, zu langweilig oder zu schrill oder letztendlich für mich als knausrigen Schwaben doch zu teuer. Aber die FlipFlops waren wahrscheinlich mit der beste Einkauf seit langem - ich liebe sie...
Aber eigentlich sind wir ja nicht auf der Great Ocean Road um einzukaufen. Nein, wir wollen die Landschaft sehen, das Meer und die Tierwelt. Gab's auch alles zu sehen. Manches bekam man doch zu häufig zu stehen (Steine... und noch mehr Steine), anderes lies lange auf sich warten und war dann auch schnell wieder weg (Echidna, Känguruh).
Als erstes mal die Tierwelt:
Unsere erste Nacht haben wir gemeinsam mit vielen vielen Enten und deren Küken auf einem Campingplatz am Fluss (Erskine River, bei Lorne) verbracht. Wahrscheinlich war ich die einzige von uns, die sich so für die Enten begeistern konnte, aber Enten mochte ich schon immer gerne. Weniger positiv war dagegen die ganze Entensch**** die überall um's Zelt herum zu finden war.
Unser Frühstück haben wir uns dann mit Kakadus geteilt. Zunächst einer, dann zwei, dann drei... Die sind so sehr an den Menschen gewöhnt, dass sie sich aus der Hand mit Brot füttern lassen. Je nach Charakter knabbern sie dann brav am angebotenen Brot oder klauen einfach das ganze Stück. Erfolgreich gestohlen wird das Brot dann mit einem Bein festgehalten und auf dem anderen Bein balanciert. Bleibt der Nachschub aus, so setzen sie sich einfach frech direkt neben einen auf die Bank und warten bis mehr für sie abfällt.
Außerdem gab's an diesem Morgen für einige noch einen Kookaburra (zu deutsch: lachender Hans) zu sehen. Stellenweise hat es echte Begeisterung ausgelöst den zu sehen, aber wenn man genau hinschaut, dann trifft man den auch mitten im Großstadtdschungel von Sydney. Ein Bild will ich euch aber trotzdem nicht vorenthalten.
Um in der Vogelwelt zu bleiben darunter gleich noch ein Portrait von einem farbenprächtigen Rosella, an unserem zweiten Über-Nacht-Stop in Apollo Bay gab es davon wirklich viele.
Und wen haben wir hier? Noch einen Vogel, nämlich einen Pinguin. Der ist uns nicht auf der Great Ocean Road begegnet, sondern an unserem letzten Abend in Melbourne am Strand. Dort gibt es einen Pier aus Steinen den diese kleinen Pinguine als Brutstätte nutzen. Jeden Abend nach Sonnenuntergang kann man dort beobachten, wie die erwachsenen Tiere zu ihren Jungen zurückkehren.
Weg von den Vögeln zu den Meeresbewohnern - als erstes denkt man in Australien vermutlich an Haie - wir haben einen gesehen! Allerdings nicht lebendig, sondern tot. Er wurde von Fischern in Lorne gefangen und war nach deren Auskunft noch ein Baby (mit geschätzten 2 m Länge)!
Nicht für mich, aber für die anderen gab es auch noch einen Stachelrochen zu sehen. Muss ein imposantes Tierchen gewesen sein. Ich habe mich derweil darum gekümmert eine Salbe für meine auf 10 cm Durchmesser (und mehr!) angeschwollen Schnakenstiche zu kaufen. Schnaken sind Tiere, auf die ich wirklich verzichten könnte!
Falls jemand bisher die Säugetiere vermisst, keine Sorge, auch davon haben wir welche gesehen. Nein, nicht nur Hunde, sondern auch echt australische Tiere in freier Wildbahn! Ein Echidna saß plötzlich am Straßenrand, ist dann aber so schnell im Gebüsch verschwunden, dass wir ihn trotz abruptem Abbremsen und Kamera zücken leider nicht mehr fotografieren konnten. Ein Echidna ist übrigens ein australischer Ameisenigel (auch: Schnabeligel), der ein bisschen wie eine Kreuzung aus Stachelschwein und Ameisenbär aussieht. Verwandt ist dieses lustige Tierchen mit dem Schnabeltier, die beiden bilden zusammen die einzigen Kloakentiere (eierlegende Säugetiere) dieser Welt.
Lange warten mussten wir auf ein Känguruh - wir hatten so sehr gehofft welche in freier Wildbahn zu sehen und waren dann so enttäuscht, dass wir keinen begegnet sind. Bis dann am vorletzten Tag doch noch ein kleines Känguruh (Wallaby) am Straßenrand saß. War dann aber auch schnell weggehüpft. Aber immerhin: Ein Känguruh in seinem natürlichen Lebensraum und es ist sogar gehüpft! Die Känguruhs im Zoo hüpfen nämlich nicht so viel durch die Gegend, die sind dazu zu faul.
Als absoluter Höhepunkt unserer Tour gelten für mich die Koalas. Sobald man durch Eukalyptuswälder fährt (wie zum Beispiel im Cape Otway National Park) sitzen diese schläfrigen Zeitgenossen in den Bäumen direkt an der Straße. Manchmal wirklich schon fast zum Greifen nahe. Auf dem oberen Bild ein erwachsener Koala, der in bequemer Schlafposition in der Astgabel gammelt, unten ein Koala-Baby, dass ausgesprochen aktiv war. Es hat sich durch die Äste gehangelt, nach Blättern gefischt und uns sogar zu gewunken. So ein Koala-Baby ist so unglaublich niedlich, dass entlockt den Mädels Kommentare wie "Süß! Süüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüß!" am laufenden Band und sogar Jonathan lässt sich beim Anblick eines winkenden Koalas zu einem "Hallooooooooo Koalaaaaaaaaaaaaa" hinreißen... :)
Jetzt aber genug von den Tieren, die Great Ocean Road ist ja besonders wegen ihrer Strände, Nationalparks und Felsformationen so berühmt. Angefangen beim legendären Surferstrand Bells Beach (erstes Bild) an dem wir das schöne Wetter genossen und die meterhohen Wellen vermisst haben, über das Split Point Lighthouse (zweites Bild), hin zu den Erskine Falls (drittes Bild) bis zu endlosen Stränden mit feinem Sand (viertes Bild) haben wir in den ersten zwei Tagen auf unserer Reise bis nach Apollo Bay schon einiges gesehen.
Richtig los geht es dann nach Cape Otway in der Gegend um Port Campbell. Dort reiht sich eine berühmte Felsformation an die nächste. Noch eindrucksvoller wäre es sicher gewesen vor 20 Jahren dort gewesen zu sein, da waren nämlich noch mehr Felsen intakt, über die letzten Jahre hat dort einiges den Naturgewalten nachgeben müssen und ist eingestürzt. Die ganzen verschiedenen Felsformationen entstanden über die Jahrtausende aufgrund der ständigen Erosion durch Wind und Wasser.
Angefangen haben wir noch bei schönem Wetter bei den imposanten Gibson Steps (früher aus dem Felsen gehauene Stufen, die direkt an senkrecht abfallenden Klippen zum Strand hinunterführen), wo wir viele wunderschöne Fotomotive zwischen den Felsen und Klippen fanden und immer wieder vor der schäumenden Brandung zurückweichen mussten. Der Abschied von diesem schönen Fleckchen ist uns wirklich schwer gefallen, musste aber irgendwann sein, spätestens nachdem ich mit einem Schuh im Meer stand, weil ich mal wieder nicht auf die Wellen aufgepasst hatte. Weiter ging es dann im beginnenden Regen zu den bekannten zwölf Aposteln (8 einzelne Felspfeiler vor der Küste), zu Loch Ard Gorge (Felsen benannt nach einem an ihnen zerschellten Schiff), The Arch (Felsbogen), The Grotto und The Thundercave bis wir schließlich die London Bridge und The Bay of Martyr erreichten. Nach so vielen Felsen und immer stärker werdendem Regen war ich dann wirklich froh nicht noch mehr Steine anschauen zu müssen. Meine Mitreisenden werden sich sicher noch an meinen Ausruf "Oh nein, nicht schon wieder Steine" erinnern... :) Man mag mich jetzt für einen Banausen halten, aber im Regen, bei Wind und Kälte, verlieren Steine eben irgendwann ihren Reiz, weil sie eben doch bloß Steine sind und nicht so was tolles wie Koalas zum Beispiel...
Von links nach rechts seht ihr hier den Blick von den Gibson Steps aus, die Twelve Apostel und die London Bridge (die ist übrigens eigentlich gar nicht mehr vorhanden, weil 1990 eingestürzt). Außerdem noch das obligatorische Sina-und-Jonathan-Selbstportrait vor den Zwölf Aposteln.
Wie man inzwischen schon rausgehört hat, war das Wetter leider nicht ganz so toll wie wir uns das gewünscht hatten. Der erste Tag und damit die Etappe von Melbourne nach Lorne war noch beinahe unerträglich heiß, was für uns hieß, dass wir Zeit am Strand verbringen, mit unseren Zelten am Fluss campen und abends ein Barbeque veranstalten konnten. Unsere zweite Etappe von Lorne nach Apollo Bay war anfangs noch von sonnigem und warmem Wetter geprägt, so dass wir stundenlang über die Felsen am Wasserfall klettern konnten. Später am Nachmittag zogen dann jedoch die Regenwolken auf und damit auch bei uns die Unlust im Regen noch mehr anzuschauen und wir haben uns für die Nacht eine kleine Hütte auf dem Campingplatz in Apollo Bay gemietet. Trotz durchwachsenem Wetter während der dritten Etappe von Apollo Bay nach Port Campbell, haben wir so viel angeschaut wie möglich und haben erst später am Abend ein kleines Ferienappartment bezogen. Am vierten und letzten Tag ging es dann im strömenden Regen los zu den letzten Sehenswürdigkeiten und wir waren bald alle froh den Heimweg antreten zu können.
Kaum hatten wir uns dann jedoch für einen Rückweg entschieden begann die Sonne wieder zu scheinen. Unser letzter Stop in Timboon brachte dann noch eine Spirituosen-Verköstigung für die beiden Jungs und Schokolade für uns Mädchen mit sich. Als krönenden Abschluss haben wir allezusammen zum Spottpreis 2-3 kg feldfrische Erdbeeren auf einer Erdbeerplantage gepflückt und wahrscheinlich fast genauso viele während dem Pflücken gegessen. Traumhaft!
Sonntags zurück in Melbourne haben wir die gemeinsamen Tage beim Pizza essen und Pinguine beobachten ausklingen lassen. Nach so schönen Erlebnissen bleibt jedoch ein Wehmutstropfen: Nicht alles hat den Ausflug völlig unbeschadet überstanden - meine Turnschuhe muss ich leider als Totalschaden verzeichnen. Nach einem Tag mit nassen Füßen und unzähligen Löchern in der Sohle mussten am Montag vor der Heimreise nach Sydney noch neue Schuhe gekauft werden!
Bis zum nächsten Bericht (Weihnachten! Fiji Island Hopping!) wünsche ich eine schöne Adventszeit und schicke sommerliche Grüße!
Übrigens: Nach 4 Tagen Linksverkehr ist mir das ganze übrigens schon ins Blut übergegangen und ich meistere den Melbourner Stadtverkehr wortwörtlich "mit links"!
lol@ erste minuten linksverkehr
AntwortenLöschenWieder ein sehr schöner Bericht. Ich freu mich schon auf die erste Minute Rechtsverkehr, aber da möchte ich nicht bei dir im Auto sitzen... ^^
AntwortenLöschenDas hört sich ja alles echt schön an, was ihr da unten erlebt. Bei uns ist das Wetter schlecht. Es regnet und ist kalt. Ich lag jetzt 1 1/2 Wochen krank zu Hause (bis auf eine Nacht, da war ich im Krankenhaus) und du machst dir ein schönes Leben... Ich werde von Bericht zu Bericht neidischer...
Gruß Chris