Donnerstag, 15. April 2010

Roadtrip Tag 34: Alice Springs - Melbourne (2000 km)

Nach 34 Tagen, etwa 8500 km Fahrtstrecke, vier Bundesstaaten, vier Campern, zwei Flugreisen und 900 Litern Benzin geht unser Roadtrip heute in Melbourne zu Ende.


Im Gepäck haben wir 1200 Bilder, wahnsinnige Erfahrungen, schöne Erinnerungen, lustige Erlebnisse, Sonnenbräune, Schnakenstiche und sicher auch noch ein bisschen Outback-Staub.

Schweren Herzens verabschieden wir uns von Australien. Irgendwie fühlt man sich plötzlich ein klein wenig heimatlos...

Mittwoch, 14. April 2010

Roadtrip Tag 33: Kings Canyon - Alice Springs (360 km)

Alice Springs ist an sich nicht besonders erwähnenswert. Einige grüne Parkflächen, ein paar Museen, ein paar Supermärkte, ein paar Fastfoodrestaurants. Und doch, etwas anders ist Alice schon.

Direkt am Flussbett des Todd Rivers gebaut zu sein ist für Alice Springs normalerweise kein Problem - ist dieser Fluss doch eigentlich so gut wie immer ausgetrocknet, in 20 Jahren führt er nur etwa dreimal Wasser. Da der zweite Teil unserer Reise ganz im Zeichen des Wassers steht muss es ja so kommen: Wasser im Todd River! Lange hält die Pracht allerdings nicht an - schon nach drei Tagen ist alles so ausgetrocknet wie vor dem Regen...

Jedes zweite Auto scheint entweder ein Toyota Landcruiser oder Nissan Patrol zu sein, riesige Geländewagen mit Bullenfängern und Schnorcheln, die unter dem tiefem Grollen ihrer großvolumigen Motoren durch die Straßen rollen. Grundsätzliche sind diese Ungetüme in weiß lackiert und mit einer feinen Schicht rotem Outbackstaub überzogen.


Normales Benzin lässt sich an den Tankstellen in Alice Springs nicht beziehen - stattdessen wird der Motor mit Opal gefüttert, welches sich nicht zum Schnüffeln missbrauchen lässt.


Nur ein Indikator von vielen, der den desolaten Zustand des aboriginischen Bevölkerungsanteils hier verdeutlicht. Unzählige Aborigines lungern tagsüber vor Supermarkteingängen, in Parks oder wie hier einfach mitten in ausgetrockneten Flussbetten herum, bei der Arbeit lässt sich jedoch kein einziger erwischen.


Des Nachts hingegen sollte man sich als Tourist aus Angst vor Überfällen nicht auf die Straße wagen. Ein unrühmliches, trauriges Kapitel zum Thema Integration.

Dienstag, 13. April 2010

Roadtrip Tag 32: Uluru - Kings Canyon (420 km)

Ein gellender Schrei hallt von den Felswänden wider. Wie von der Tarantel gestochen springt Sina in die Luft, presst die Arme an ihren Körper und zappelt wie wild mit den Beinen.
Wieder einmal ist einer der unzähligen 10 cm langen Grashüpfer auf Sina gelandet...


Bis auf diese gelegentlichen Aufschreie ist der Kings Canyon jedoch recht still - kein Vergleich zu den Menschenmassen am Uluru. Am vollkommen ungesicherten Abgrund entlang...


...führt uns unsere 6km lange Wanderung zum Garten Eden. In einer kleinen Schlucht am Ende des Canyons findet sich eine Oase aus prähistorischen Farnen und Eukalyptusbäumen, die von einer natürlichen Quelle gespeist die Jahrtausende überdauert haben. Einige der Tier- und Pflanzenarten hier sind anderswo längst ausgestorben und datieren auf eine Zeit zurück, in der der australische Kontinent noch Teil der Antarktis war. Das eiskalte Wasser dient uns zur Erfrischung, bevor es sich über einen Wasserfall in den Canyon ergießt.


Wieder und wieder wird man von der imposanten Aussicht zum Anhalten gezwungen, ob hier nach einer kurzen Klettertour direkt über dem Wasserfall...


...oder hier mit Blick über die grüne Lebensader des Garten Edens sowie die roten Felsdome des Plateaus.


Die bei weitem schönste und beeindruckendste Wanderung, die wir in Australien gemacht haben. Störend sind da nur die allgegenwärtigen Horden von Fliegen, die besonders gern in Ohren, Augen und Nase landen. Schützen kann man sich da nur durch besondere Kampfuniformen...


Als wir nach einigen Stunden dann wieder in der Ebene ankommen, verabschiedet sich die Sonne mit einem  feurigen Untergang von uns. 


Einen so perfekten Abschluss unseres Roadtrips haben wir übrigens - mal wieder - dem Wasser zu verdanken. Eigentlich stand der Kings Canyon schon viel früher auf dem Plan, allerdings ist die Zufahrtsstraße nach schweren Gewittern unpassierbar. Wir warten also zwei Tage bis das Wasser verschwunden ist und und die Straße von Baggern weitgehend wieder freigeschaufelt...

Montag, 12. April 2010

Roadtrip Tag 31: Uluru - Kata Tjuta National Park (440 km)

Ein riesiger, karmesinroter Stein vor strahlend blauem Himmel, so kennt man Uluru - ehemals als Ayers Rock bezeichnet - von Postkarten oder Reiseführern. Uns präsentiert sich der Monolith dagegen aus der Ferne zunächst in einem bräunlich violetten Farbton vor einem depressiv bewölkten Himmel.


In der Hoffnung, dass der Himmel im Laufe des Tages noch aufklart, wenden wir uns jedoch den weniger berühmten Nachbarn zu - Kata Tjuta, auch als Olgas bekannt. Diese heben sich ebenfalls in einem surrealistisch anmutenden Lila aus der Ebene.


Riesige Steinklötzen bieten prinzipiell keinen besonderen Unterhaltungswert - Wandern ist angesagt. Unsere Füße trennen sich nur sehr widerstrebend von den Flipflops, seit Wochen sind sie nicht mehr in geschlossene Schuhe gezwängt worden.
Über sieben Kilometer führt uns der "Valley of the Winds" Wanderweg durch die (aus der Nähe nunmehr rötlich braunen) Schluchten von Kata Tjuta, was aber zumindest uns nicht besonders berührt.


Erschwert wird unser Aufstieg durch die tonnenschwere Last von Millionen von Fliegen, die uns ungefragt als Taxi missbrauchen und nicht einmal den Anstand haben, sich wenigstens nicht auf Nase, Mund und Augen niederzulassen. Ein schlechtes Gewissen haben wir daher nicht, als wir entdecken, dass sich unsere Infobrochüre perfekt als Massenvernichtungswaffe einsetzen lässt.


Ab und an bietet sich dann wenigstens eine passable Aussicht…


…aber ansonsten verfallen wir aus Langeweile bald in alternative Beschäftigungen wie Rückwärtswandern, grausig klingende Wanderlieder Dichten und jegliches Getier Fotografieren. Unter anderem stoßen wir auf ein einsam grasendes wildes Dromedar, das uns mit kritischem Blick beäugt.


Der Hauptgrund für die Unergiebigkeit unsere Wanderung erschließt sich, als wir am Uluru ankommen. Während hier alles von der Kultur der Aborigines durchwachsen und durchwoben ist, gab es dazu in Kata Tjuta keinerlei Informationen - nicht aber, weil Kata Tjuta nicht heilig ist, sondern weil wir Bleichgesichter nicht würdig sind, die Heiligkeit des Ortes zu erfahren. Schade…

Am Uluru findet sich jedenfalls Kultur an allen Ecken und Enden, entlang der Wanderpfade erfährt man die Traumzeitgeschichte der Schlacht zwischen den urzeitlichen Schlangen Kuniya und Liru, von der der ganze Berg heute noch überall Spuren zeigt. Wir besuchen das von unheimlicher Stille umgebene Wasserloch, in dem die urzeitliche Schlange Wanampi wohnt…


…passieren dabei einige Felsunterschlüpfe der Aborigines…


…sowie einige Felsmalereien, die jedoch einzige die künstlerische Überlegenheit der Aborigines im Kakadu National Park zu demonstrieren vermögen.


Die dicke Wolkendecke verhindert das berühmte Farbspiel zum Sonnenuntergang, doch Sekunden bevor die Sonne untergeht, gelingt es doch noch ein paar vereinzelten Strahlen, Uluru geheimnisvoll zu erleuchten.


In unserem Rücken verschwindet die Sonne hinter Kata Tutja und Nacht legt sich über uns.


Wie von Zauberhand weggewischt präsentiert sich der Himmel am nächsten Morgen vollkommen wolkenlos. Der Sonnenaufgang ist zwar dementsprechend perfekt, aber wir stimmen beide überein, dass Sonnenaufgänge aus unerfindlichen Gründen meist langweiliger als Sonnenuntergänge sind.


Sonntag, 11. April 2010

Roadtrip Tag 29-30: Stuart Highway (Darwin – Tennant Creek – Alice Springs; 1500 km)

Das Outback. Schnurgerade Straßen ziehen sich kilometerweit durch unendliche Sandwüsten. Roter Staub dringt durch jeden Spalt. Flirrende Hitze steht über der ausgedörrten Landschaft. Wir lechzen nach dem letzten Tröpfchen Wasser und schwitzen. Schwitzen, schwitzen, schwitzen… NICHT.

Stattdessen suchen wir verzweifelt nach Gummistiefeln im Reisegepäck.

Es scheint als hätte uns die Regenzeit mal wieder eingeholt. Gewaltige Gewitter zaubern Weltuntergangsstimmung und überfluten das Outback. Die trockene Erde kann die Wassermaßen nicht aufnehmen, sodass versiegte Bäche zu massiven Flüssen anschwellen, die ganze Landstriche – inklusive Highway – unter Wasser setzen.


Mal wieder testen wir die Wassertauglichkeit unseres Campervans. Hervorragend.


Als Folge des Regens führt uns der unendlich erscheinende Highway vorbei an üppigen Graslandschaften, dichter Buschvegetation und saftig grünen Bäumen. Nur ein kleiner Streifen roter Erde am Straßenrand erinnert daran, dass wir uns im eigentlich wüstenhaften Zentralaustralien befinden.


Was außerdem bleibt ist Hitze – durch sie verwandelt sich der Highway in eine echte Fata Morgana. Tückisch, da man nie weiß, ob man nur eine Luftspiegelung oder eine neue Überflutung vor sich hat.


Nichtsdestotrotz finden wir viele Besonderheiten des Outbacks – staubige Schotterpisten…


… abgelegene Bereiche ohne Zivilisation und Benzinversorgung…


… riesige Road Trains (dt. “Straßenzüge” – LKWs mit drei oder mehr Anhängern)…


… und Outback-Tankstellen, an denen das Benzin gerne mal 50 Cent/Liter teurer ist. Hier in Daly Waters, wo sich außerdem der weltweit einzigartigste Pub befindet. Seit Jahren wird alles gesammelt, was Reisende bereitwillig zurück lassen: BHs, Unterwäsche, Visitenkarten, Geldscheine, FlipFlops, Nummernschilder, Mützen, Fahnen und Unzähliges mehr.


Nach so viel „menschlichen“ Kuriositäten, kann das Outback aber auch noch mit kurioser Natur aufwarten. Die Devils Marbels (Murmeln des Teufels) sind riesige rote Felskugeln, die einfach plötzlich in der Landschaft auftauchen. Faszinierende Fotomotive.


Freitag, 9. April 2010

Roadtrip Tag 28: Litchfield National Park (280 km)

Zurück in Darwin wollen wir unseren teuren Schrottcamper plangemäß gegen ein günstigeres Modell ohne Allradantrieb eintauschen. Stattdessen bekommen wir wieder einen Allradcamper desselben Modells – kostenlos, als „Entschädigung“. Wir vermuten eher, dass die Vermietung die Reservierungen verbockt hat und daher keinen normalen Camper mehr da hat…
Da ein Allradantrieb im Outback aber durchaus nützlich sein kann, nehmen wir den Camper dankend an und machen uns auf die Reise – nicht aber, ohne die Klimaanlage voher auf Herz und Nieren zu testen. Alles funktioniert. Auf geht es Richtung Süden – vor uns liegen einige Tausend Kilometer auf dem Stuart Highway Richtung Alice Springs. Rooooooaaaadtriiiip!!

Hundert Kilometer später, mitten im Nirgendwo und mitten in der Nacht reißt uns plötzlich eine Alarmsirene aus der Langeweile am Steuer – Motor überhitzt.


Stille. Nichts ist zu hören außer dem leisen Knacken des heißen Motors und ab und zu dem Rascheln von ein paar Tieren im Gebüsch. Dazu vollkommene Dunkelheit, was die Angelegenheit nicht gerade gemütlicher macht.

Das Handbuch der Autovermietung empfiehlt dringend, die Hotline anzurufen und keinesfalls selbst am Auto herum zu werkeln. Leichter gesagt als getan - kein Handyempfang und keine Menschenseele weit und breit. Alle zehn Minuten passiert uns ein Auto, doch niemand hält es für nötig unserer Einladung zu einem mitternächtlichen Plausch um den glühenden Motor herum zu folgen.
Als dieser sich etwas beruhigt hat, zeigt eine eingehendere Betrachtung, dass der ehemals volle Kühlwassertank komplett leer ist. Also spenden wir dem Motor unser gutes Trinkwasser zur Kühlung und tuckern langsam durch die Einöde, bis wir auf ein verlassenes öffentliches Telefon stoßen, von dem aus wir die Pannenhilfe anrufen.


Viel Telefonieren und noch mehr Warten später kommt irgendwann der Abschleppdienst. Das wenig überraschende Ergebnis der Analyse – ein Leck in der Kühlwasserleitung. Den Camper bitte langsam nach Darwin zurückfahren und umtauschen. Um drei Uhr nachts kommen wir also völlig übermüdet wieder in Darwin an und Campieren direkt vor dem Depot der Vermietung.
Verschlafen durchwandern wir am nächsten Morgen das Depot und untersuchen jedes einzelne Auto auf Tauglichkeit. Schließlich bleiben wir an einem Toyota hängen, der als einziges Modell etwas neueren Datums zu sein scheint. Der Vermieter wagt unserem Wunsch nicht zu widersprechen und so verlassen wir Darwin mit unserem Wunschmodell – hoffentlich zum letzten Mal.


Unser heutiges Ziel ist der winzige Litchfield National Park, der das komplette Gegenteil des Kakadu National Parks zu sein verspricht – alle fünfzehn Kilometer eine weitere Attraktion, alle verbunden durch eine hervorragend geteerte Straße.

Als erstes erreichen wir die magnetischen Termitenhügel. Um der prallen Mittagssonne möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten, sind die Hügel perfekt von Nord nach Süd ausgerichtet.


Beeindruckend aber auch die Kathedralen-Termiten, deren feuer-, wasser- und windresistente Bauten einige Meter hoch und hunderte Jahre alt werden können.


Weiter führt uns unser Weg zu einer verlassenen Zinnmine, deren Überbleibsel der Verrostung preisgegeben wurden und ein eindrückliches Bild von der harten Bergwerksarbeit Mitte des letzten Jahrhunderts geben.


Der Rest des Tages steht jedoch ganz im Zeichen des Wassers. Von den Tolmer Falls, die sich majestätisch in dünnem Strahl in die Tiefe stürzen…


…über das Wahrzeichen des Parks, die Wangi Falls…


…bis hin zu den ebenfalls zweigeteilten Florence Falls mitten im Monsunwald.


Unserer bescheidenen Meinung nach sind alle drei wesentlich beeindruckender als die Wasserfälle der Atherton Tablelands – vor allem aber auch eine perfekte Erfrischung bei dem nach wie vor heißen Wetter.


Den Tag lassen wir dann an den Buley Rockholes ausklingen, die sich mit kristallklarem Wasser perfekt zum Baden eignen und ein enormes Spaßpotential bieten.



Während Sina den Whirlpool genießt, geht Jonathan wieder einmal auf eine zoologische Exkursion. Erwähnenswert vielleicht die winzigen Fröschchen, die wie Jesus auf dem Wasser wandeln können…


…oder eine Western Brown Snake, die sich seelenruhig am Weg entlang schlängelt. Irgendwie erwartet man von einer der giftigsten Schlangen hier auf dem Australischen Kontinent einen dramatischeren Auftritt...


Toll, oder? Sina verdreht die Augen (weil es schon wieder 300 Tierbilder zum Aussortieren gibt).