250 km östlich von Darwin liegt Australiens größter, schönster und artenreichster Nationalpark. Auf 20 000 qkm (Baden-Würtemberg 35 000 qkm) finden sich 5 einem jahreszeitlichen Wandel unterworfene Landschaftsformen, 25 Froscharten, 10 000 Insektenarten, ein Drittel aller einheimischer Vogelarten und viele viele unentdeckte Spezies. Das Land gehört den traditionellen Aborigine-Bewohnern, die seit 50 000 Jahren zwischen Savanne, Monsun-Regenwald, Mangrove, Flutebene und Sandsteinabbruch leben.
Mit dem Anfang der Regenzeit vollzieht sich eine wundersame Transformation mit der Landschaft im Kakadu National Park. Die dürre Savannenlandschaft wird überschwemmt - riesige mit Seerosen bedeckte Wasserlöcher und Flutebenen entstehen. Staubtrockene Flussläufe schwellen an und versiegte Wasserfälle ergießen sich über schroffe Felsabbrüche hunderte von Metern in die Tiefe. Die überschwemmten Ebenen stellen ein Brutparadies für zahlreiche Vogelarten dar – welche wiederum Salzwasserkrokodile aus den Flüssen anlocken.
Von alldem bekommt man als Tourist leider nicht viel zu sehen, weil die Wassermassen auch vor Straßen nicht Halt machen und die meisten Orte daher höchstens per Hubschrauber erreichbar sind. Wenn man wie wir am Ende der Regenzeit nach Kakadu kommt, braucht man daher vor allem eines – Allradantrieb.
Unser Allradantrieb kommt in Form eines wenig vertrauenserweckenden, hochgebockten Mitsubishi-Vans. Etwas enttäuscht sind wir schon – dreckig, kein Kühlschrank, keine Steckdosen, kaputtes Licht. Auf der Fahrt zum Nationalpark fällt uns noch ein gravierender Mangel auf – eine kaputte Klimaanlage, und das bei schwülen 35°C. Fenster runter, Fahrtwind rein, schwitzen.
Als es wie aus Eimern zu regnen beginnt, stellen wir den nächsten Defekt fest – das Fahrerfenster lässt sich nicht mehr nach oben fahren.
Als wir das Fenster schließlich manuell nach oben gezerrt bekommen, ist innen Saunaparty angesagt…
Für unseren ersten Stopp in Ubirr meldet das Parkinformationszentrum 10 cm Wasser auf der Straße, aber befahrbar. No Problemo, wozu haben wir einen hohen Allradcamper gemietet?
Die Realität sind dann 30 cm. Nach langem Zögern entschließen wir uns zur Durchquerung, doch dann lässt sich der Allradantrieb ums Verrecken nicht aktivieren. Kaputt.
Während wir Nadeln in eine virtuelle Voodoopuppe unserer Vermietung stecken, pflügen die großen Geländewagen mit Schnorchel an uns vorbei durch den Fluss. Doch dann setzt sich Sina kurz entschlossen hinters Steuer und ab geht’s…
Nicht umsonst ist der Kakadu National Park auch für seine kulturellen Schätze als Weltkulturerbe gelistet. Die Felsmalereien, die wir in Ubirr zu sehen bekommen, sind bei weitem die schönsten, die wir bisher gesehen haben.
Ein Ranger erzählt uns dazu einige Traumzeitgeschichten, die hinter den Zeichnungen stehen. Wirklich interessant, auch wenn (oder gerade weil) uns Religion und Kultur der Aborigines völlig fremd sind.
Eine kurze, aber steile Wanderung später bekommen wir einen weitläufigen Blick über die Wälder und Wasserlöcher Kakadus präsentiert.
Als wir uns in der Abenddämmerung wieder auf den Weg Richtung Süden machen, erleben wir eine unangenehme Überraschung – durch den strömenden Regen angeschwollen zeigt der Wasserpegelmesser respekteinflößende vierzig Zentimeter an.
Da es noch immer regnet und wir keinesfalls die nächsten paar Tage hier festsitzen wollen, setzen wir alles auf eine Karte und jagen unseren Möchtegern-Geländewagen durch die Fluten. Am nächsten Tag steht an gleicher Stelle ein Schild – „Unpassierbar, 70 cm Wassertiefe“.
Der folgende Morgen bringt erneuert Felsmalereien, weitere Aussichtspunkte, einen Besuch im Kulturzentrum der lokalen Aborigines sowie als besonderes Highlight eine Wanderung zu den Gubara Felspools. Im Gegensatz zum Rest des Parks ist das Baden hier sogar möglich, denn an Gubara gibt es „nur“ die harmlosen Süßwasserkrokodile. An allen anderen Bächen und Seen lauern hingegen gefräßige Salzwasserkrokodile. Na dann…
Ein Insidertipp bringt uns weg von den Felspools zu einem versteckten Wasserfall mitten in einem kleinen Fleckchen Monsunwald, wo wir der Hitze des Tages entfliehen. Wir entdecken sogar eine kleine Felsmalerei, die davon zeugt, dass wir nicht als erste hier waren.
Tierisches Highlight des Tages sind ein Schwarm Rabenkakadus (nachtschwarzes Gefieder mit roten Federn am Schwanz), von denen jedoch auf mysteriöse Weise alle Bilder verloren gingen. Ein Fluch, weil wir einen geheiligten Aborigines-Wasserfall entehrt haben?
Nachdem wir feststellen, dass unser Allradantrieb doch funktioniert – nur die Anzeige ist kaputt – besteht der größte Spaß des heutigen Tages darin, alle möglichen kleineren Flüsse und Wasserlöcher zu durchqueren…
Der Tag endet auf einem idyllischen Campingplatz am Rande eines Wasserlochs – mit der schlimmsten Nacht unseres Lebens. Die drückende Hitze macht leicht geöffnete Fenster zur Lebensnotwendigkeit, während das helle Sirren von Heerscharen von Moskitos auf uns, über uns, neben uns, um uns - einfach überall zu hören ist. Es gibt nichts Grausameres, als mit offenen Augen in der Dunkelheit zu liegen und mit anzuhören wie man lebendig gefressen wird.
Als sich die Plagegeister auch durch eine Ganzkörperdusche Autan in keinster Weise beeindrucken lassen, setzen wir uns ins Auto und flüchten ans andere Ende des Parks. Nie wieder Sumpfcampen…
Angeblich wimmelt es in Kakadu vor Salzwasserkrokodilen. Uns zeigt sich leider kein einziges, warum wir am nächsten Morgen auf dem Rückweg nach Darwin für ein letztes Highlight stoppen. Um einem vier Meter langen menschenfressenden Reptil in freier Natur gegenüberzustehen begeben wir uns auf ein kleines Schiff, dass gemächlich auf den Adelaide River hinaus schippert. Hier sollte man wirklich nicht baden, denn auf einem 1km langen Flussabschnitt leben etwa 150 Krokodile.
Einige davon werden mit großen Fleischbrocken angelockt und demonstrieren uns eindrücklich, dass man auch über Wasser nicht vor einem hungrigen Kroko sicher ist…
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