Trevor Walker ist ein kleiner, bärtiger Mann. Von Beruf Maler, Minenkumpel, Känguru-Jäger, Baumschulengärtner und Farmbesitzer. Außerdem ist er zufällig Jesses Dad, der im RMIT Rennteam diesjähriger Chefingenieur ist.
Unkompliziert australisch hat Jesse uns schon vor Monaten wiederholt zu sich nach Hause eingeladen – „Kommt einfach vorbei, wenn ihr in Queensland seid!“. Erstaunlicherweise ist das Angebot todernst, wie wir feststellen, als wir von Brisbane anrufen und meinen, ob wir eventuell für einen Tag kurz vorbeikommen könnten. Fast etwas enttäuscht dröhnt der breite queenslandische Akzent aus dem Hörer – „Was, ihr kommt nur für einen Tag!?“. Schließlich einigen wir uns auf knapp zwei Tage, was wir gerade so in unseren engen Zeitplan quetschen können.
Heute jedenfalls ist es so weit, wir verlassen die Küste und machen uns auf den Weg landeinwärts in Richtung Charters Towers. Die Entfernung zur Küste macht sich schnell bemerkbar; die Straßen sind breiter, die Grundstücke größer und an den Ortsausfahrten erscheinen Schilder, wie weit die nächste Tankstelle entfernt ist – wir haben ein wenig das Gefühl, im Nirgendwo gelandet zu sein.
Keine fünf Minuten von Charters Towers entfernt liegt das Haus der Walkers - mit einem kleinen Vorgarten von knapp dreißig Hektar. Hier leben neben Trevor und Diane ein Dutzend Hühner, ein paar Truthähne, einige Vögel sowie ab und an mal ein Schwein.
Der Rest des Grundstücks wird von unzähligen Baumreihen diverser Edelhölzer sowie der zugehörigen Bewässerungsanlage beansprucht.
Kaum steigen wir aus unserem Hippiecamper, gibt uns Trevor seine „kleine Tour“. Er beginnt bei seinem Rennmotorrad, an dem er ständig herum zu schrauben scheint…
…über seine teilweise historische Waffensammlung…
…bis hin zu seinen eigentlichen Schätzen. Trevor sammelt nämlich alles, was in irgendeiner Weise historisch ist – verrostete Spaten, Beile, Ketten und Fallen, Parkettlegevorrichtungen, Hobel, Schraubenschlüssel, Kleiderhänger, Münzen, Geldscheine, Essensmarken, Abzeichen, Patronenhülsen, Helme, Werkzeuge der Aborigines und so weiter und so fort – einfach alles, an das er seine Finger bekommen kann.
Anschließend bekommen wir eine Tour der Goldgräberstadt Charters Towers. Auch heute noch ist eine der Goldminen in Betrieb, der Großteil der Vergangenheit liegt jedoch in Trümmern – unter anderem besichtigen wir die Überreste einer Battery (Anlage die Gold aus dem Gestein auswäscht) auf Towers Hill, Bunker aus dem zweiten Weltkrieg sowie ausrangiertes Minenequipment.
Die Erzählstunde endet erst in den späten Abendstunden nach einem typisch australischen Dinner – Braten mit gedünstetem Gemüse und vor allem viel Bratensoße – auf der Veranda. Diese teilen wir uns mit einer Horde grüner Baumfrösche, die unter dem besonderen Schutz von Trevor stehen.
Dieser Schutz hat hier im ländlichen Queensland viel zu bedeuten, vielen anderen Tieren ergeht es hier nicht ganz so gut – besonders allen denjenigen, die auf dem australischen Kontinent eigentlich nichts zu suchen haben. Das beginnt mit den verwilderten Katzen, die die einheimischen Kleinvögel dezimieren, über die hässlichen Agakröten, die entweder alles wegfressen oder mit ihren Giftdrüsen noch im Tod reihenweise Fressfeinde umbringen, bis hin zum europäischen Wildschwein, das durch seine Graberei ganze Landstriche verwüstet und das Vieh mit Krankheiten ansteckt.
Wobei wir beim Plan für den folgenden Tag angelangt wären – aber mehr sei an dieser Stelle noch nicht verraten.
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